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Bundesrat für weniger Preisänderungen an Tankstellen

Die ständigen Preisschwankungen an den Zapfsäulen deutscher Tankstellen könnten bald der Vergangenheit angehören. Baden-Württemberg hat eine Initiative zur Begrenzung der Preisänderungen beim Tanken gestartet, die nun vom Bundesrat Rückendeckung erhält.

Bis zu 18 Preisänderungen täglich – ein Problem für Verbraucher

Der aktuelle Zustand an deutschen Tankstellen ist für viele Autofahrer frustrierend: Die Kraftstoffpreise können sich laut dem Baden-Württemberger Antrag bis zu 18 Mal an einem einzigen Tag verändern. Diese extrem hohe Frequenz der Preisanpassungen macht es praktisch unmöglich, strategisch günstige Tankzeiten zu planen.

Peter Hauk, der CDU-Minister für Ernährung, Ländlichen Raum und Verbraucherschutz in Baden-Württemberg, verwies auf Erkenntnisse des Bundeskartellamts, die diese problematische Situation dokumentieren. Die Preisdifferenzen können dabei erheblich ausfallen – bis zu 15 Cent pro Liter sind keine Seltenheit. Diese Volatilität erschwert es Verbrauchern erheblich, ihre Tankstopps sinnvoll zu planen und dabei Geld zu sparen.

Ministerpräsident Winfried Kretschmann von den Grünen brachte die Verwirrung der Autofahrer auf den Punkt: Die permanenten Preisveränderungen führten dazu, dass die Menschen den Überblick verlieren und nicht mehr verstehen, wann der beste Zeitpunkt zum Tanken ist.

Österreich als Vorbild für deutsche Tankstellenreform

Baden-Württembergs Lösungsvorschlag orientiert sich am österreichischen Modell, wo Tankstellen ihre Benzinpreise lediglich einmal täglich anheben dürfen. Diese Regelung hat sich dort bewährt und sorgt für deutlich mehr Planungssicherheit bei den Verbrauchern.

Als Alternative schlägt der Bundesrat vor, zeitliche Mindestabstände zwischen Preiserhöhungen festzulegen – beispielsweise drei Stunden. Wichtig dabei: Preissenkungen sollen weiterhin jederzeit möglich bleiben, um den Wettbewerb nicht zu behindern und den Verbrauchern schnell zugutekommende Kostensenkungen zu ermöglichen.

Die Hoffnung der Befürworter ist es, durch diese Maßnahmen nicht nur mehr Transparenz zu schaffen, sondern möglicherweise sogar den bürokratischen Aufwand zu reduzieren. Die Markttransparenzstelle für Kraftstoffe, die kontinuierlich Preisdaten sammelt, müsste bei weniger häufigen Preisänderungen seltener aktualisiert werden.

Kritiker warnen vor unerwünschten Nebenwirkungen

Nicht alle Akteure sehen die geplante Reform positiv. Der ADAC äußert deutliche Bedenken und befürchtet sogar negative Auswirkungen für die Verbraucher. Julian Häußler vom ADAC Württemberg warnt, dass eine Begrenzung der Preisänderungen letztendlich zu höheren Kosten führen könnte. Die Befürchtung: Tankstellenbetreiber könnten ihre Preise prophylaktisch höher ansetzen, um sich Spielraum für mögliche spätere Senkungen zu verschaffen.

Die Mineralölindustrie argumentiert ebenfalls gegen die Reform. Alexander von Gersdorff vom Verband en2, in dem die großen Mineralölkonzerne organisiert sind, betont die Besonderheiten des Kraftstoffmarktes. Die häufigen Preisschwankungen seien gerade Ausdruck des intensiven Wettbewerbs zwischen den Tankstellen. Jede Tankstelle kämpfe permanent um Kunden, was letztendlich den Verbrauchern zugutekommen würde.

Auch das Bundeswirtschaftsministerium, das eine eventuelle Umsetzung der Reform koordinieren müsste, zeigt sich zurückhaltend. Die bisher vorliegenden Untersuchungen würden keine eindeutige Bewertung zulassen, ob Verbraucher tatsächlich von einer solchen Regulierung profitieren würden. Besondere Sorge bereitet dem Ministerium ein möglicher Anstieg der Bürokratie, den es unbedingt vermeiden möchte.

Ob die Bundesregierung den Vorstoß aus Baden-Württemberg aufgreifen und konkrete Maßnahmen ergreifen wird, bleibt abzuwarten. Die Diskussion zeigt jedoch, dass das Thema Kraftstoffpreise und deren Transparenz weiterhin ein wichtiges politisches Anliegen bleibt.